Online-Sportzeitung für den Norden 30_15 - page 7

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Pleite in der Generalprobe
Offensive bleibt weiterhin
das Sorgenkind bei Hannover 96
HANNOVER. Früher waren Test-
spiele von Hannover 96 vor der Sai-
son ein echtes Highlight. Es gab
Zeiten, da kam Real Madrid in die
Arena am Maschsee. Und das Star-
ensemble aus Spanien präsentierte
sich als guter Gast und verlor. Da-
mals siegte 96 mit 3:0 und entfachte
eine unglaubliche Euphorie in der
Landeshauptstadt. Am vergangenen
Samstag hieß der Gegner Sunder-
land. Zu Gast war ein MIttelklasse-
Club aus der Premier League. Mit-
telprächtig war auch die Zuschau-
erresonanz. Knapp 10000 Fans sol-
len im Stadion gewesen sein, vor
Ort fragte man sich allerdings, ob
es tatsächlich so viele Zuschauer
waren. Der wenig schmeichelnden
Kulisse und dem noch weniger im-
posanten Gegner passte sich dann
auch das Geschehen auf dem Ra-
sen an. Am Ende verlor das Team
von Michael Frontzeck mit 0:1. Neu-
zugang Charlison Benschop ver-
schoss dabei noch einen Strafstoss
für die Gastgeber. Sein uninspirierte
Schuss war gleichfalls ein Spiegel-
bild dieses müden Sommerkicks
und der bislang eher wenig Mut ma-
chenden Vorbereitung.
Dabei sollte doch alles besser wer-
den. Nach der vergangenen Saison
Abstiegskampf hat 96 aussortiert
und wieder einmal Millionen in die
Hand genommen. Gekommen sind
Charlison Benschop, Mevlüt Erdinc,
Oliver Sorg, Felix Klaus und Uffe
Bech. Vor wenigen Tagen kam mit
Offensivspieler Allan Saint-Maximin
vom AS Monaco noch eine weitere
Verstärkung hinzu. Sportdirektor
Dirk Dufner zeigt sich optimistisch,
eine starke Truppe zusammenbe-
kommen zu haben. Doch gezeigt
hat die Mannschaft davon bisher
noch zu wenig. Seit fünf Testspielen
ist das Team ohne Sieg, in den letz-
ten drei Spielen erzielte die Front-
zeck-Elf kein eigenes Tor. Gegen
Sunderland präsentierte sich zudem
die Defensive, die größtenteils aus
der alten Reihe der vergangenen
Saison besteht, ziemlich wacklig.
Die Offensive scheint, wie schon in
den vergangenen Jahren, das
große Sorgenkind von 96 zu blei-
ben. „Insgesamt war es dünn, was
im eigenen Ballbesitz passiert ist,
gegen den Ball haben wir relativ we-
nig zugelassen“, resümierte Trainer
Michael Frontzeck nach der Partie.
Seiner Meinung nach habe man in
den vergangenen Wochen hart und
gut trainiert, die Vorbereitung sei
nun abgeschlossen.
In der ersten Halbzeit zeigte sich 96
noch entschlossener, kam zu ein
paar gefährlichen Situationen vor
dem Tor, war aber wie schon auch
in der letzten Saison, zu harmlos im
Abschluss. Die zweite Halbzeit ver-
flachte danach stark, so dass viele
Zuschauer die zweiten 45 Minuten
eher für einen Plausch mit ihrem
Sitznachbarn nutzten, als dem Ge-
schehen auf dem Rasen zu große
Aufmerksamkeit zu schenken.
Sein Debüt im Trikot der Hannove-
raner feierte Neuzugang Allan Saint-
Maximin, der nach dem Seiten-
wechsel die Position im zentralen
Mittelfeld einnahm und Kenan Ka-
raman, der in den ersten 45 Minuten
dort agierte, auf rechts verdrängte.
Doch wesentliche Akzente konnte
der vom AS Monaco ausgeliehene
18-Jährige noch nicht setzen, was
wohl auch der Erwartung zu viel ge-
wesen wäre. Immerhin hatte der
Franzose erst zwei Mal mit seiner
neuen Mannschaft trainieren kön-
nen.
In der 74. Minute fiel beinahe uner-
wartet dann die Führung für die
Gäste. Lens traf von der Strafraum-
grenze ins linke untere Eck. Dabei
hatte man sich auf beiden Seiten
wohl schon mit einem torlosen Un-
entschieden zufrieden gegeben.
Wenige Sekunden vor dem
Schlusspfiff zeigte Schiedsrichterin
Bibiana Steinhaus auf den Elfme-
terpunkt und gab 96 somit die
Chance zu einem versöhnlichen
Ende. Doch der von Charlison Ben-
schop derart schwach in die untere
rechte Ecke geschossene Straf-
stoss machte Sunderlands Keeper
Pantilimon keine Schwierigkeiten,
auch den Nachschuss parierte der
Torhüter souverän. Kurz danach war
Schluss und die Zuschauer äusser-
ten deutlich ihren Unmut über die
Vorstellung, die sie da eben von ih-
rem neuen Team gezeigt bekamen.
„Wir haben noch Potenzial nach
vorne“, versuchte es Frontzeck
freundlich auszudrücken, doch auch
ihm dürfte nicht verborgen geblie-
ben sein, dass die Offensive weiter
der große Schwachpunkt seiner
Mannschaft zu sein scheint. Zwar
setzt Frontzeck im Gegensatz zu
Vorgänger Tayfun Korkut nicht mehr
auf Ballbesitzfussball („Wir sind
nicht Bayern München“), doch vom
System mit einer Spitze rückt auch
Frontzeck nicht ab. Dass es in die-
sem System einfach an Durch-
schlagskraft fehlt, war schon in der
vergangenen Saison in der Mehrheit
der Spiele zu sehen. Frontzeck, der
auf Balleroberung und schnelle Kon-
ter setzt, wäre gut beraten, hier ganz
schnell umzudenken. Immerhin hat
er mit Erdinc und Benschop zwei
Stürmer mit Erfahrung im Kader, die
sich vorne gut ergänzen könnten.
Setzt Frontzeck weiterhin auf das
1,2,3,4,5,6 8,9,10,11,12,13,14,15,16,17,...28
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